Sonntag, 2. August 2015

NEIN ZUM ANGRIFF AUF DIE DEMOKRATIE – SOLIDARITÄT MIT NETZPOLITIK.ORG

Der Präsident des Verfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen versucht mit Hilfe des Paragraphen 94 des Strafgesetzbuchs gegen die Journalisten Markus Beckedahl und Andre Meister von netzpolitik.org vorzugehen. Begründung: Landesverrat. Wir vom BAK Netzpolitik der Linksjugend ['solid] sagen nein zu diesem Angriff auf die Demokratie und fordern Solidarität mit netzpolitik.org!

„Wir haben einen Abgrund von Landesverrat im Lande“ (Konrad Adenauer, CDU - 7. November 1962) - „Wer sagt das?“ (Walter Seuffert, SPD) - „Ich sage das.“ (Adenauer) 

Schon vor über 50 Jahren wurde mit Willkür versucht eine unabhängige Presse als wichtiges Gegengewicht ausufernder, demokratiefeindlicher, staatlicher Machtansprüche mundtot zu machen. Heute im Juli 2015 versuchen Verfassungsschutzpräsident und Generalbundesanwalt erneut, für die herrschende Klasse unangenehme Kräfte ins Gefängnis zu bringen.

Außer Kontrolle

netzpolitik.org hatte bereits im Frühjahr ihnen zugespielte Dokumente veröffentlicht, die verdeutlichen, welche Pläne zum Ausbau der Überwachung von Individualkommunikation innherhalb des BfV geschmiedet werden. Dasselbe Bundesamt für Verfassungsschutz, welches so massiv daran mitgewirkt hat, dass eine rechte Terrororganisation jahrelang ungehindert Morde begehen konnte, die rechte Szene seit Jahrzehnten strukturell stärkt und dessen Präsident im Jahr 2012 kurz vor seiner Ernennung vor allem dadurch in die Schlagzeilen geriet, weil ihm eine Honorarprofessur an der FU Berlin unter anderem wegen seiner unsäglichen Haltung im Fall Kurnaz verwehrt wurde [2]. Dieser Verfassungsschutz, dessen eigentliche Aufgabe "die Überwachung von Bestrebungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland ist" [1] und der sich nachgewiesenermaßen bereits mehrfach gegen ebendiese demokratische Grundordnung gestellt hat, soll nun über noch weitreichendere Befügnisse verfügen die Kommunikation von Bürgern aus- und vor allem zu bewerten, als bisher (bekannt).

Dank netzpolitik.org sind diese unhaltbaren Zustände öffentlich geworden. Die Konsequenz? - Kill the messenger. Nicht etwa werden parlamentarische Stimmen auf breiter Front laut, an dieser Stelle einzuschreiten, nein, ein völlig außer Kontrolle geratener Inlandsnachrichtendienst bedroht ungeniert die Arbeit von unabhängigen Journalisten und greift damit auch ganz direkt die "freiheitliche demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschlands" an.

Komplize Range

Denkt man an Harald Range, seines Zeichens Generalbundesanwalt, kommen einem unweigerlich Bilder von einer Marionette vor Augen. Dieser ältere Herr, der auf Pressekonferenzen oftmals nicht zwischen NSA und NASA unterscheiden kann [3] und seit Monaten nicht bereit ist lange überfällige, juristische Schritte gegen die Totalüberwachung ausländischer Geheimdienste einzuleiten, macht sich ein weiteres mal zu einer absoluten Witzfigur, indem er wie ein treues Schoßhündchen den Mächtigen der Politik seine Dienste anbietet. Man muss kein Jurist sein, um zu erkennen, von wem die Ereignisse gesteuert werden. Range hat augenscheinlich keinerlei Kompetenzen und dient nur als Fassade für staatlich organisierte Repression unter dem Deckmantel demokratischer Ordnungsverhältnisse.

Ihr werdet euch noch wünschen, wir wären unpolitisch

Was nun? Aktuell sehen sich Beckedahl und Meister also einem Verfahren ausgesetzt, dass im schlimmsten Fall mit einer Haftstrafe von mindestens ein Jahr enden könnte. Aber auch die Solidarität für die Journalisten und den Blog steigt [5]. Jüngste Konsequenz dieser Entwicklung: Range lässt die Ermittlungen vorerst ruhen [4]. Dennoch verdeutlicht dieser Angriff durch die undemokratischen Machtstrukturen, die auch in Deutschland herrschen einmal mehr, wie wichtig Widerstand gegen staatliche Repression ist. Es bleibt zu hoffen, dass auch diejenigen, die sich bisher als unpolitische Menschen gesehen haben, erkennen, wie der Staat versucht zu verschleiern wie er selbst Gesetze bricht und sich gegen die Menschen stellt. Auch das Bundesamt für den Verfassungsschutz gehört endlich abgeschafft und §94 des StGB als Instrument zur Unterdrückung von investigativem Journalismus darf nicht weiter bestehen bleiben!

Wie Weiter?

Bis her scheint das positivste unter den realistischsten Szenarien, dass das Verfahren gegen netzpolitik.org eingestellt wird und alle wieder in Sommerlochstimmung verfallen. Uns reicht das nicht. Wir vom BAK-Netzpolitik fordern:
  • Den sofortigen Rücktritt von Bundesanwalt Range
  • Den sofortigen Rücktritt von Verfassungsschutzupräsident Maaßen
  • Die Auflösung des Verfassungsschutzes
  • Da wir nicht daran glauben, dass es auch mit einer Neubesetzung unter der aktuellen Bundesregierung einen ernsthaften Versuch der Aufklärung über die NSA-Affäre gäbe, setzen wir auf eine andere Karte. Wie André Kasper und Stefan Borggraefe festgestellt haben [6] gäbe es offenbar für Oskar Lafontaine, als ein Opfer der NSA-Überwachung, die Möglichkeit ein Verfahren anzustoßen. Wir bitten daher unseren Genossen Klage gegen die Überwachung zu erheben.

Quellen:
[1] Deutsche Verhältnisse: Eine Sozialkunde, Adalbert Hepp, Stefan Hradil, Campus Verlag, 2013, S. 539

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